ARTHROSE Ernährung bei Arthrose und Arthritis Schon vor über 60 Jahren wiesen zahlreiche Vertreter der Rohkost auf de- ren Potential zur Behandlung von Gelenkentzündungen hin. Alle rheuma- tischen Erkrankungen, so die einhellige Meinung von Helmut Wandmaker, Dr. Max Otto Bruker, Maximilian Oskar Bircher Benner und vielen anderen, sind ernährungsbedingt. Vor allem durch die fabrikatorische Verarbeitung der ursprünglichen Lebensmittel kommt es zu erheblichen Veränderungen im Verhältnis der einzelnen Nährstoffe zueinander, aber auch im absoluten Vorkommen an dem, was man heute Vitalstoffe nennt. Diese Veränderungen der „Matrix“ der Nahrung können zu Stoffwechselveränderungen führen, die sich an unterschiedlichen Stellen und Situationen des Organismus bemerk- bar machen. Über die Auswirkungen einer hoch verarbeiteten Kost auf die Wirbelsäule und das Skelettsystem berichtete bereits in den 1980er Jahren der Arzt Dr. Max Otto Bruker. Gerade Haltungsschäden, so Bruker, seien nicht immer nur auf unausgewogene oder mangelhafte Bewegungsgewohnheiten zurückzuführen, sondern auch auf ein zu hohes Maß an hoch verarbeiteter, sehr stark denaturierter Kost. Sogar die Zunahme der Rundrücken bei Erwachsenen, der so genannten Scheuermann´schen Krankheit, bei der es zu bestimmten Veränderungen der knöchernen Wirbelkörper kommt, ließe sich mit zu hohen Anteilen fabrikatorisch hochverarbeiteter Kost erklären. Auch die Ausheilung dieser Fehlhaltung durch eine möglichst gering verarbeitete, vitalstoffreiche Nahrung hielt Dr. Bruker für möglich. Bindegewebe als Notration Dass im Falle der Arthrose und der rheumatischen Arthritis vornehmlich die bindegewebigen Knorpel geschädigt werden, führt die biologisch-naturheil- kundliche Medizin insbesondere auf einen Mangel an Vitalstoffen zurück. Ist die Nahrung zu stark denaturiert, so die Naturheilkunde, könne es passieren, dass der Organismus seinen Bedarf deckt, indem er auf das Bindegewebe als Vitalstoffspender zurückgreift. Dadurch, so die Annahme, dass der Körper die momentan lebenswichtigen Organe mit Vitalstoffen aus Bindegewebe und Knochen versorgt, ließe sich auch bei chronischer vitalstoffarmer Mangelkost über Jahre hinweg schwerwiegender Schaden von den akut lebenswichtigen Organen abhalten. Auf Dauer jedoch werde das Bindegewebe dadurch „aus- gelaugt“ und dadurch anfälliger gegenüber Schädigungen. Eine mögliche Folge: Vorzeitige Bindegewebsschwäche, Veränderungen des Gelenkknorpels, Gelenkentzündungen, Bandscheibenprobleme und Arthrose. Eine andere The- orie, ebenfalls aus der Naturheilkunde, vermutet, dass überschüssige Säuren aus dem Blut, noch bevor sie über die Lunge abgeatmet werden, vom Binde- gewebe aufgenommen werden könnten. Ernährt sich ein Mensch nun über Jahrzehnte hinweg stark säurenhaltig, etwa über einen hohen Verzehr von stark Denaturiertem, so könnte dies auf Dauer zu einer schwerwiegenden Schwächung des Bindegewebes, insbesondere der Gelenkknorpel führen. Die Knorpel könnten dann weniger widerstandsfähig auf Druck, aber auch auf Entzündungsgeschehen reagieren. Arthritiden und Arthrosen könnten so einen optimalen Nährboden bekommen. Rohkost kann helfen Schon häufiger sind mir in meiner Arbeit in der klinischen Rehabilitation Men- schen begegnet, die, nachdem sie den Rohkostanteil ihrer Nahrung erhöht hatten, ihre rheumatischen Probleme deutlich verbessern konnten. Ein Arzt, mit dem ich von Zeit zu Zeit zusammen arbeite, berichtete mir sogar einmal von einem Mann, der den Termin für seine Hüft-OP bereits hatte. Zwei Wochen Um- stellung auf reine Rohkosternährung reichten dann allerdings aus, um quasi im Sekundäre Pflanzenstoffe in Rohkost: Vorkommen und Wirkweisen Carotinoide Phytosterine Saponine Glukosinolate Polyphenole Protease- Inhibitoren Monoterpene und Terpene Phytoöstrogene Sulfide Flavonoide oranges, rotes und gelbes Obst und Gemüse, Brokkoli, Grünkohl Weizen, Gerste, Sojabohnen, Leinsamen, Avocado, kaltgepresste Pflanzenöle, Kürbiskerne, Obst Hülsenfrüchte, Spinat, Spargel, Weizen, Gerste, Knoblauch, Zwiebeln Brokkoli, Knoblauch, Zwiebeln, Meerrettich rot-blaues Obst und Gemüse (z.B. Trauben, Pflaumen, Rotkohl), Aprikosen, Erdbeeren, Brokkoli, Grünkohl, Karotten, Tomaten, Zitronen, Knoblauch, Zwiebeln, Leinsamen, Walnüsse Krebsrisiko senkend antioxidativ immunmodulierend Cholesterin senkend Krebsrisiko senkend Krebsrisiko senkend antimikrobiell immunmodulierend Cholesterin senkend Krebsrisiko senkend antimikrobiell Cholesterin senkend Krebsrisiko senkend antimikrobiell antioxidativ Thromboserisiko senkend immunmodulierend entzündungshemmend Blutdruck regulierend Blutzucker regulierend Tomaten, Sojabohnen, Kartoffeln, Weizen, Leinsamen Krebsrisiko senkend antioxidativ Blutzucker regulierend Zitrusfrüchte, Grünkohl, Karotten, Tomaten, Knoblauch, Zwiebeln, Kümmel Sojasprossen, Kohlgemüse, Mais Brokkoli, Knoblauch, Zwiebeln, Lauch Krebsrisiko senkend Krebsrisiko senkend Antimikrobiell Apfel, Erdbeere, Zitrusfrüchte, Kirsche, Plaume, Zwiebel, Brokkoli, Grünkohl antioxidativ Blutgefäßreparation Herzkranzgefäße erweiternd letzten Moment die OP abzusagen. Die Schmerz- und Entzündungssymptome hatten sich binnen dieser kurzen Zeit deutlich verbessert. Seit mittlerweile mehr als fünf Jahren gelingt es dem Mann, beständig einen hohen Rohkostanteil in seiner Kost aufrecht zu halten. Auf Schweinefleisch, das die stark entzündungs- fördernde Arachidonsäure enthält, verzichtet er nunmehr ganz. Seit Jahren lebt er nun immer noch mit seinen natürlichen Hüftgelenken – künstlichen Ersatz sieht er bis heute als unnötig an. Meistens werden Arthrosen und Ent- zündungen der Gelenke von Orthopäden behandelt. Dabei handelt es sich bei den meisten Arthrosen und praktisch allen Gelenkentzündungen in ihrer Ursache gar nicht um eine orthopädische Störung, sondern um ein Problem des Immunsystems. Denn in erster Linie sind es die Probleme des Körpers mit Keimen, mit Gicht oder mit Autoimmunreaktionen, die Gelenkentzündungen hervorrufen und so den Knorpel angreifen oder bereits bestehende, mechani- sche Gelenkprobleme verschärfen. Betrachten wir die mittlerweile bekannten Eigenarten der Rohkost, dann fällt auf, wie sehr sie sich von gegartem oder hoch verarbeitetem Essen unterscheidet. Betrachten wir allein die materielle Ebene, dann fällt auf, dass in pflanzlicher Rohkost mehr Vitamine und Mineralstoffe WA-AKTUELL, Sonderveröffentlichung 2020